Kirche in Kirch Jesar

Die insbesondere durch Gotthilf Möckel, Theodor Krüger und Georg Daniel geprägte neogotische Bauauffassung des 19. Jahrhunderts mit seinen Dekorationsmalereien ist hier in Kirch Jesar nicht anzutreffen. Ganz in Gegenteil, der junge Parchimer Maler Wilhelm Schomann (1881-1917) setzte 1913 seinen eigenständigen Entwurf des Jüngsten Gerichts um. Ebenso war er in den Kirchen Lanken, Marsow und in der St. Marien Kirche Parchim tätig. Der Diskurs zwischen dem vielleicht jungen Rebellen Schomann und dem altersstarren Daniel spiegelt sich u.a. in der Aussage Daniels wieder, Schomann sollte in der St. Marien Kirche zu Parchim nicht malen, da es ihm für eine gotische Kirche entschieden an Stilgefühl und Farbsinn fehlte. Schomanns von Jugendstil beeinflussten floralen und ornamentalen Gestaltungen sowie der Malduktus der figürlichen Darstellungen lösen sich deutlich von einer „mittelalterlichen“ Auffassung, wie sie sich im 19. Jahrhundert entwickelt hatte.

Umso spannender war es für uns, sich den Werken der kurzen Schaffenszeit Schomanns, der im 1. Weltkrieg fiel, zu widmen. So konnten wir die Wandmalereien in den Kirchen in Marsow und Kirch Jesar konservieren und restaurieren. Nicht zuletzt fühlen wir uns Wilhelm Schomann verbunden, da er ebenso als Restaurator in Mecklenburg tätig war.
2000